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Das geheime Doppelleben der Marienkäfer

oder

Warum Popper und Wikipedia mich meiner unbeschwerten Sommertage beraubten?

Marienkäfer | © Bild: Onlineblatt, EF

SOMMERFERIEN – die ersehnten Tage im Garten meiner Großeltern, wie ich sie schon in meiner Kindheit verbrachte. Ich wippe im Liegestuhl vor und zurück und will einfach nur – meine Ruhe.

Rechts von mir – ah ein Marienkäfer krabbelt die Armlehne hoch – Marienkäfer?
Na der schaut ja – seltsam aus. Habe ich doch gar nicht gewußt, dass schwarze Käfer mit roten Punkten existieren. Die Welt ist doch verkehrt! Mir kommt sofort die Sache mit den weißen und schwarzen Schwänen in den Sinn. Popper und der Falsifikationismus – stimmt doch!

Also gelingt es mir gerade den Marienkäfer zu falsifizieren - so nebenbei an einem Sommertag. Schnell die Digitalkamera geholt – ein Beweisfoto gemacht – geschafft!
Die Welt ist wieder in Ordnung, denke ich voreilig.

Zu Hause möchte ich meine Beobachtung der schwarzen Käferart überprüfen – ich gebe in die Suchmaschine Google „Marienkäfer schwarz rote Punkte “ ein. Wikipedia bietet sofort die Seite „Zweipunkt – Marienkäfer“ an und wirklich da ist er – MEIN KÄFER .

Ich wundere mich über die Bezeichnung „Zweipunktkäfer“, sind doch deutlich vier rote Punkte zu erkennen. Von der Neugierde gepackt google ich erneut.
„Asiatischer Marienkäfer“ erscheint am Bildschirm – ebenfalls bei Wikipedia. Erneut ein Foto von „meinem“ Käfer , aber was lese ich da ?

Der asiatische Marienkäfer schädigt den Wein. Ich verstehe die Welt nicht mehr!
Marienkäfer bringen Glück und fressen Blattläuse. Sie sind Nützlinge und in der Folge allgemein beliebt, dachte ich immer. Alles nur ein Mißverständnis?

Ich recherchiere den Sachverhalt und werde fündig.
Schlagzeilen wie „Gefräßige Marienkäfer aus Fernost terrorisieren Frankreich“ oder „Vom Nützling zum Schädling“ sind nur einige Ergebnisse meiner Nachforschungen.

Man hat den asiatischen Marienkäfer über den Versandhandel als Nützling für Gewächshäuser in Europa eingeschleppt. Frei nach Goethe „Die Geister die ich rief ....“ gelangte dieser Käfer aus den Gewächshäusern in die freie Natur. Neben den Blattläusen frißt er auch die Larven anderer Nützlinge, wobei seine europäischen Verwandten keineswegs verschont bleiben.

Ihn zu erkennen ist allerdings gar nicht so leicht, da er sein Erscheinungsbild verändern kann. Einziges sicheres Indiz ist das schwarze „M“ auf dem Halsschild.
„Rettet unsere Marienkäfer!“ kommt es mir sofort in den Sinn und meine unbeschwerten Sommertage sind voerst vorbei.

EF, Onlineblatt.at aus Wien

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Marienkäfer (Wikipedia)
Asiatischer Marienkäfer (Wikipedia)