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Motorradsicherheit: Möglichkeiten zu einer nachhaltigen Unfallreduktion
Wien (OTS)
Innovative und praxisbezogene Aus- und Weiterbildungsmodelle
sowie moderne technische Lösungen können helfen, die
Unfallzahlen bei Motorradunfällen zu senken, darin sind
sich Vertreter des österreichischen Versicherungsverbandes
VVO, Verkehrsexperten des Kuratoriums für Verkehrssicherheit
(KFV), Spezialisten der Arge 2Rad, dem Dachverband der österreichischen
Zweiradimporteure und Zweiradindustrie bei einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit Verkehrsministerin Doris Bures einig. Immer
öfter sind Motorradfahrer ab 39 Jahren, die ihren Motorrad-Führerschein
erst ab diesem Alter machen, in schwere und tödliche Verkehrsunfälle
verwickelt.
"Mehr Fahrpraxis für mehr Sicherheit"
Verkehrsministerin Doris Bures will bei der Führerscheinausbildung die MotorradfahrerInnen noch stärker auf die tatsächlichen Bedingungen auf den Straßen vorbereiten. "Mehr Fahrpraxis in der Ausbildung bringt mehr Sicherheit im Verkehr", so die Ministerin. Das Verkehrsministerium bereitet gerade eine Reform der Führerscheinausbildung vor. Demnach soll es im Rahmen der Perfektionsfahrten vier Unterrichtseinheiten geben, bisher sind es zwei. Zudem werden die Praxisstunden von derzeit zwölf auf 14 erhöht. Im Gegenzug soll die Zahl der Theoriestunden um zwei verringert werden, von acht auf sechs. Und für Führerscheinneulinge ab 39 Jahren ist geplant, ein zusätzliches Modul mit zwei Praxis-Unterrichtseinheiten zu verankern. Dieses Modul bieten die Fahrschulen seit Ostern schon auf freiwilliger Basis an. Die Änderungen in der Führerscheinausbildung sollen in den kommenden Wochen in Begutachtung geschickt werden und im Frühjahr 2015 in Kraft treten.
Noch nie gab es in Österreich so viele Motorräder
wie heute. Der Bestand an motorisierten Zweirädern hat
in den letzten zehn Jahren um 60 Prozent zugenommen. Das zeigt
deutlich, dass Motorradfahren eine Leidenschaft sehr vieler
Österreicher und Österreicherinnen ist. "Freiheit,
Individualität und Spaß - mit Schlagworten wie diesen
beschreiben Biker ihre Faszination am Motorradfahren. Doch das
sichere Fahren mit dem motorisierten Zweirad erfordert auch
Erfahrung, Können, passende Ausrüstung und Technik.
3.159 Motorradunfälle ereigneten sich im Jahr 2013 auf
Österreichs Straßen - 83 Personen verunglückten
dabei im Vorjahr tödlich. Im ersten Halbjahr 2014 haben
Motorradunfälle in Österreich bereits 44 Menschenleben
gefordert", erläutert Erich Leiß, Vorstandsdirektor
Wiener Städtische Versicherung, Sprecher Kfz-Sektion VVO.
Jeder Zweite tödlich verunglückte Motorradfahrer ist älter als 39 Jahre
Während junge Motorradlenker immer seltener verunglücken,
sind Motorradfahrer über 39 Jahre zunehmend in schwere
und tödliche Verkehrsunfälle verwickelt. Mittlerweile
ist jeder Zweite tödlich verunglückte Motorradfahrer
älter als 39 Jahre und in der Regel sind es Männer.
"Bei den verunfallten Motorradlenkern dieser Altersgruppe
handelt es sich mehrheitlich um die sogenannten "Motorrad-Spätstarter".
Die Personengruppe besitzt bereits seit vielen Jahren den B-Führerschein,
absolviert den A-Führerschein jedoch ab 39+ Jahren. Nur
1 Prozent aller Motorradfahrer in Österreich sind Spätstarter,
jedoch sind 23 Prozent der Verunglückten der Gruppe Motorrad-Spätstarter
zuzuordnen. Das bedeutet, dass Motorrad-Spätstarter ein
23-fach höheres Risiko, bei einem Unfall zu verunglücken
haben", erklärt Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV
(Kuratorium für Verkehrssicherheit).
Unfallprävention für Motorrad-Spätstarter muss ein individuell zugeschnittenes Angebot sein!
"Die jahrelange Fahrerfahrung in einem Auto kann nicht
nahtlos auf das Motorradfahren umgelegt werden. Motorrad-Spätstarter
müssen über die speziellen Gefahren beim Biken umfassend
und realitätsnah informiert werden", erklärt
Thann. Darüber hinaus soll das Erwerben der notwendigen
Fertigkeiten flexibel und individuell möglich sein und
den neuesten didaktischen Standards entsprechen.
Dabei setzt das KFV auf 3 Säulen:
Säule 1: Lernen aus den Fehlern anderer (Bewusstsein schaffen)
Im neuen Modell lernen Motorrad-Spätstarter aus den Erfahrungen
von schwer verunglückten Motorradfahrern. Die Erfahrungen
anderer Motorradfahrer regen zum Nachdenken an, mit dem Ziel,
ein hohes Maß an Gefahrenbewusstsein zu schaffen.
Säule 2: Individualisiertes Lernprogramm (Zielgruppenorientierung) Das Lernprogramm ist für die Zielgruppe Motorrad-Spätstarter maßgeschneidert. Die häufigsten Unfallursachen bei der Personengruppe Motorrad-Spätstarter stehen dabei im Fokus.
Säule 3: Biken mit Begleiter (Nachhaltigkeit)
Üben, Üben, Üben: Das Modell setzt verstärkt
auf den intensiven Aufbau der Fahrroutine. Dabei wird der Fahranfänger
über 2.000 Kilometer von einem erfahrenen Biker begleitet.
Bei den gemeinsamen Touren wird die Fahrweise beobachtet und
diskutiert, das Ausfahren kann unter Anleitung geübt und
verbessert werden.
"Im Ernstfall ist - gerade beim Motorradfahren - die richtige
Reaktion entscheidend, daher ist das Wissen, was im Ernstfall
zu tun ist der Schlüssel zur eigenen Sicherheit",
so Thann.
Mit Sicherheit Freude am Fahren
"Auf dem Sektor Motorrad ist ein deutlicher Fortschritt
sowohl in der aktiven wie auch der passiven Sicherheit gegenüber
der Vergangenheit festzustellen. Antiblockiersysteme können
die fahrphysikalischen Grenzen zwar nicht neu definieren, sind
aber für den Fahrer eine wertvolle Unterstützung und
ein enormes Sicherheitsplus", erklärt Roland Berger,
Vizeobmann der Arge 2Rad. In den letzten Jahren ist es zu einer
stetigen Reduktion der getöteten Motorradfahrer gekommen
und das trotz eines enormen Anstieges im Bestand. Trotzdem sieht
es die Arge 2Rad auch als ihren Auftrag, sich engagiert an der
Unfallverhütung zu beteiligen. Übung macht den Meister,
das gilt im Speziellen beim Motorradfahren. Jede Aktion, die
darauf abzielt, ist unterstützenswert, so sie sich nicht
dramatisch auf die Kosten der Ausbildung niederschlägt.
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